FAQ - oft gestellte Fragen

Was ist der Unterschied zwischen Winkelfehlsichtigkeit («verstecktes Schielen») und echtem Schielen?

Eine Winkelfehlsichtigkeit ist ein Augenstellungsfehler, der durch Energieeinsatz mittels Muskeln und Nerven selbständig ausgeglichen werden kann. Gehen die Energiereserven zu Ende, entstehen Anstrengungsbeschwerden. Kann dieser Kompensationsmechanismus nicht dauerhaft aufrechterhalten werden zeigen sich Sehbeschwerden.
Schielen ist ein Augenstellungsfehler bei dem der Klient die Abweichung nicht selbstständig ausgleichen kann. Ihm fehlt die Kontrolle oder die Kraft, die Augen gleichzeitig auf denselben Punkt auszurichten.

Haben alle Menschen mit Winkelfehlsichtigkeit Probleme?

Nein. Von den rund 80% aller Menschen bei denen eine Winkelfehlsichtigkeit gemessen werden kann, haben nur rund 20% auffällige Probleme. Diese Probleme sind teilweise auf gewisse Lebensabschnitte konzentriert. Besonders schwerwiegende Probleme können Kinder während den Schuljahren haben. In dieser Zeit wird von den Augen Schwerstarbeit gefordert. Oft reicht in dieser Zeit die Kraft nicht aus, bei all dem Lernstoff noch genügend Energie aufzubringen einen Augenstellungsfehler dauerhaft und stabil zu kompensieren.

Kann man mit einem Sehtraining eine Winkelfehlsichtigkeit beheben?

Nein, ein Sehtraining kann keine anatomischen Abweichungen korrigieren. Durch ein qualifiziertes Sehtraining (optometrisch geführtes Visualtraining) können jedoch Kompensationsmechanismen verbessert werden. Mit einem optometrisch geführten Visualtraining werden Sehfunktionen gezielt gefördert und verbessert. Mittels ausgewählten Übungen werden schwache Funktionen gestärkt. Nach einem absolvierten Visualtraining kann die Winkelfehlsichtigkeit beschwerdefrei kompensiert werden. Zudem lassen sich mit dem Visaultraining kombinierte Probleme einer Winkelfehlsichtigkeit mit einer Fokussier-Störung effizienter beheb als nur mit einer Prismenbrille. Dies bedeutet aber Energie- und Zeitaufwand

Werden die Augen faul durch Prismen?

Nein, im Gegenteil. Mehrheitlich wird mit dem Tragen einer Prismenbrille auch die Augenbeweglichkeit verbessert. Wenn die Augenmuskeln eine latente Schielstellung durch ständige Anspannung ausgleichen müssen, geht dies oft zulasten der Augenbeweglichkeit. Augenfolgebewegungen (einer Zeile folgen) und Blicksaccaden (Sprünge von einer Buchstabengruppe zur nächsten) können in solchen Fällen oft nur mangelhaft ausgeführt werden. Eine entlastete Augenmuskulatur lässt Augenfolgebewegungen und Blicksaccaden in einer wesentlich höheren Geschwindigkeit und grösserer Präzision zu. Alleine dies kann dazu führen, dass aus einem schlechten Leser ein guter Leser wird.

Kann mir jeder Augenoptiker / Optometrist helfen?

Nein, nicht jeder Augenoptiker verfügt über genügend Erfahrung in diesem Bereich. Besonders für Kinder gibt es nur ganz wenige gute Adressen. Leider entschliessen sich nur die wenigsten der ausgebildeten diplomierten Augenoptiker und Optometristen, die MKH in der täglichen Praxis anzuwenden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Eine ausführliche Messung nach MKH benötigt viel Zeit. In dieser Zeit kann keine gewinnbringende Brille verkauft werden. Leider ist es auch so, dass Augenoptiker, die sich der Probleme der Winkelfehlsichtigkeiten annehmen, sehr oft von den Augenärzten nicht weiterempfohlen werden. Dies kostet wiederum einiges an Umsatz und Verdienst. Nur wer diese speziellen Messverfahren täglich anwendet, erreicht nach einigen Jahren die entsprechende Erfahrung, um auch bei Kindern genaue Messungen ausführen und fundierte Empfehlungen abgeben zu können.

Muss man zum Augenarzt zur Abklärung?

Der Facharzt für Augenheilkunde und Augenchirurgie ist bestens ausgebildet um den Gesundheitszustand der Augen zu untersuchen und entsprechende Auffälligkeiten zu diagnostizieren. Besonders bei Kindern ist es empfehlenswert, die Augen erst einmal auf gesundheitliche Aspekte hin kontrollieren zu lassen. Nur die wenigsten Augenärzte haben eine Ausbildung im Prüfen und Ausmessen von Winkelfehlsichtigkeiten. Es ist in der Ausbildung zum Augenarzt noch immer freiwillig, sich auch im Refraktionieren (Ausmessen der Sehfehler) ausbilden zu lassen. Die Ausbildung zum Spezialisten für Augenkoordinationsstörungen (Schielen oder «verstecktes Schielen») wird nur von wenigen Augenärzten gewählt.

Warum zum Augenoptiker/Optometristen und nicht zum Augenarzt?

Das Studium zum dipl. Augenoptiker oder Optometristen FH umfasst vier bis sechs Semester Ausbildung in der Ausmessung von Sehfehlern und Winkelfehlsichtigkeiten. Das bisher genauste Verfahren, um minimale Augenstellungsfehler auszumessen, wurde vor über 50 Jahren von einem Augenoptikermeister in Berlin (H.-J. Haase) erfunden. Seither wurde dieses Verfahren (MKH Mess- und Korrektionsmethodik nach H.-J. Haase) ständig weiter entwickelt und verfeinert.

Ist eine Prismenbrille teurer als eine gewöhnliche Brille?

Ja, eine Prismenbrille ist teurer als eine einfacher geschliffene Brille. Die benötigten Gläser erfordern meist eine Sonderanfertigung. Die Mehrkosten für die Sonderanfertigung, den Mehraufwand bei der Beratung und bei der Fertigung der Prismenbrille belaufen sich auf ca. Fr. 80.– bis 140.– pro Glas. Zudem können keine günstigen, vorgefertigten Gläser aus dem globalen Handel verwendet werden.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Prismenbrille?

Die meisten Krankenkassen halten sich an die aktuelle Ausgabe des Krankenversicherungsgesetzes. Darin sind die aus der Grundversicherung zu übernehmenden Kosten genau geregelt. Es steht jedoch jeder Krankenkasse zu, im Rahmen der Zusatzversicherungen, weitergehende Leistungen zu erbringen. Diese sind so unterschiedlich und wechselhaft, wie die Möglichkeiten aller Prämienzahler sich individuell zu versichern. Da die meisten Versicherten eine individuelle Zusatzversicherung haben, ist es inzwischen unmöglich hier genauere Angaben zu machen.

Ist eine Leihbrille eine Alternative?

Eine Leihbrille wird von den wenigsten Augenoptikern angeboten. Im Falle einer Winkelfehlsichtigkeit ist, nach der sehr exakten Messung, auch eine sehr exakt ausgeführte Brille, die in allen Bereichen entlasten soll, für den Erfolg der Korrektion sehr wichtig. Um Leih-Prismengläser Kosten sparend abgeben zu können, wird auf die Entspiegelung verzichtet. Dadurch entstehen störende Reflexe, die den Vorteil der Prismenentlastung bereits wieder aufheben können.

Sind Prismenfolien sinnvoll?

Auf einer Folie angeordnete Prismen sind ungeeignet zur Korrektion und insbesondere zur Austestung der Wirkung einer prismatischen Korrektion. Mit einer Prismenfolie wird die Sehschärfe zwischen 30% und 70% (abhängig von der Blickrichtung und der Stärke) reduziert. Daher werden Prismenfolien oft nur vor ein Auge geklebt. Einerseits soll damit die Zusammenarbeit der Augen verbessert werden und andererseits wird mit der Prismenfolie die Sehschärfe eines Auges so drastisch reduziert, dass die beiden Augen einen Grund mehr haben nicht zusammen zu arbeiten. Prismenfolien sind nur in den letzten zwei bis vier Wochen vor einer Augenmuskeloperation indiziert. Dies aber nur dann, wenn mittels Brillengläser die Werte nicht mehr auskorrigiert werden können. In solchen Fällen ist strikte darauf zu achten, dass vor beide Augen gleich starke Folien montiert werden.

Was kostet die Untersuchung beim Augenoptiker / Optometristen?

Jeder Augenoptiker ist gemäss Kartellgesetz verpflichtet seine Preise entsprechend seiner individuellen Kostenstruktur zu kalkulieren. Einheitliche und/oder abgesprochene Preise sind verboten. Eine Ausmessung und Beratung, in dafür speziell eingerichteten Räumen, mit all den benötigten Messgeräten und Einrichtungen verursacht Kosten im Bereich von Fr. 180.– bis 260.– in der Stunde. Die Kosten für die Untersuchung beim Augenoptiker werden von der Krankenkasse nicht übernommen.

Kann man eine Prismenbrille ohne Probleme wieder absetzen?

Ja und nein. Sofern die Primenbrille keine entlastende Wirkung zeigt, wird sie von niemandem über längere Zeit getragen. Hat sie eine entlastende Wirkung, kommt es darauf an, ob in der Zwischenzeit genügend Energiereserven aufgebaut und entsprechende Kompensationsmechanismen eingeübt worden sind. Natürlich kann aus persönlichen Gründen auf die Prismenbrille verzichtet werden. In solchen Fällen muss man bereit sein, die vor der Entlastung mit der Brille vorhandene Situation wieder zu akzeptieren.

Bedeutet ein grosser Winkel grosse Probleme?

Nein. Die Grösse der Abweichung steht mit dem Ausmass der Probleme in keinem festen Verhältnis. Oftmals sind es die ganz kleinen Winkel, die am meisten Probleme verursachen.

Führt die Korrektur mit Prismenbrille zwangsläufig zur Operation?

Nein. Nur ca. 2,4% der Menschen haben Augenstellungsabweichungen von mehr als 12 cm/m. Operiert werden in der Regel erst Winkel von über 20 cm/m. Geringere Werte lassen sich mit speziell geschliffenen Gläsern recht gut, auch über längere Zeit, korrigieren.

Wie genau ist eine Winkelfehlsichtigkeit messbar?

Geübte Spezialisten messen die Winkelfehlsichtigkeit reproduzierbar auf 0,25 cm/m genau.

Ab welchem Winkel wird operiert?

Dies bestimmt in erster Linie der Operateur. Eine oft genannte Grösse sind 20 cm/m.

Hilft die Prismenbrille jedem?

Nein. Damit mit einer Prismenbrille spürbar geholfen werden kann, müssen entsprechende Beschwerden vorhanden sein. Generell wird nur dann eine Prismenbrille empfohlen, wenn genügend eindeutige Beschwerden bemerkt werden.

Kann eine Prismenbrille Legasthenie oder Dyskalkulie heilen?

Definitiv nicht. Eine Prismenbrille verändert die visuelle Wahrnehmung. Damit wird der Input über die Augen optimiert. Dies kann helfen, die Voraussetzungen fürs Lesen, Schreiben und Rechnen zu verbessern.

Ersetzt eine Prismenbrille eine Therapie?

Nein. Aber eine Prismenbrille kann dazu führen, dass eine Therapie optimal helfen kann.

Warum sind Kinder mit unkorrigierter Winkelfehlsichtigkeit oft therapieresistent?

Da die Augen eine sehr zentrale Rolle bei der Wahrnehmung und damit beim Lernen einnehmen, ist es nicht ungewöhnlich, dass unser körpereigenes Selbsthilfesystem mit viel Energie diese Funktion zu unterstützen versucht. Oft fehlt die Energie, Therapiemassnahmen richtig umsetzen und integrieren zu können. Der Mensch kann nur eine Sache zur selben Zeit willentlich kontrolliert erledigen. Wird diese Priorität für den visuellen Input verbraucht, ist jede Therapie nur bedingt effizient.

Stimmt es, dass bei einer Winkelfehlsichtigkeit oft noch andere Defizite zum Vorschein kommen?

Ja. Über die Augen werden ungefähr 80% der Informationen aufgenommen, die wir in der Schule und bei der Arbeit brauchen. Wenn zuviel Energie für eine möglichst optimale Kompensation einer Winkelabweichung aufgewendet werden muss, bleibt für andere Systeme nicht genug Energie übrig. Studien zeigen, dass bei Menschen mit visuellen Wahrnehmungsstörungen bis zu 70% auch auditive und/oder motorische Defizite zu finden sind.

Ist es wichtig, Winkelfehlsichtigkeit früh zu korrigieren?

Das heutige Leben, die Art des Unterrichtens und des Lernens bauen auf ein gut funktionierendes visuelles System. Mängel in diesem System haben unweigerlich Auswirkungen auf die Entwicklung und die späteren Möglichkeiten eines betroffenen Menschen. Unter diesen Gesichtspunkten wäre es optimal, so früh wie möglich alle unsere Systeme, die unser Funktionieren ermöglichen und die massgebend am Lernprozess beteiligt sind, zu prüfen und bei Ungereimtheiten zu stärken oder zu korrigieren. Leider sieht die Praxis anders aus. Es ist heute üblich zu warten, bis klar messbare Defizite ersichtlich sind, Rückstände sich deutlich erkennen lassen oder Fehlfunktionen bereits zu sichtbaren Schäden geführt haben. Erst jetzt, wird mit unverhältnismässigem Aufwand und mit enormen Kosten versucht, die Verluste wieder aufzuarbeiten.

Verursacht Winkelfehlsichtigkeit eine Wahrnehmungsstörung?

Eine Augenstellungsabweichung, die nicht immer vollständig kompensiert oder ausgeglichen werden kann, führt zu ständig ändernden visuellen Wahrnehmungen. Dies kann man als Wahrnehmungsstörung bezeichnen.

Was ist der Unterschied beim Messen von Kurz- und Weitsichtigkeit gegenüber dem Messen einer Winkelfehlsichtigkeit?

Beim Ausmessen der Brechkraft der Augen auf Kurzsichtigkeit, Rechtsichtigkeit oder Weitsichtigkeit, wird die so genannte Längenfehlsichtigkeit gemessen. Diese Messung geschieht für jedes Auge einzeln. Da wir zwei Augen haben, die im Regelfall optimal zusammenarbeiten sollten, wäre es nur logisch, bei jeder Messung der Augen auch diese Zusammenarbeit oder die symmetrische Ausrichtung der Augen zu messen. Eine Abweichung der Augen in der Ausrichtung nennt man eine Winkelfehlsichtigkeit.

Dürfen Augenoptiker überhaupt Prismenbrillen verschreiben?

In vielen Kantonen ist der Beruf des Augenoptikers/Optometristen in Gesetzen oder Verordnungen geregelt. Was in einem Kanton erlaubt ist, kann in einem anderen Kanton verboten sein.

Dürfen Augenoptiker Messungen bei Kindern ausführen?

Gemäss einem Bundesgerichtsentscheid ist es dem qualifizierten Augenoptiker / Optometristen erlaubt, nach Treu und Glauben, Messungen bei Kindern auszuführen. Alle Kantone welche noch eine anders lautende Regelung haben, werden diese in der nächsten Zeit anpassen müssen.